Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums in Schwerin

Die Stadtvertretung hat am 15.06.2020 die Gründung der „Kommunales Gesundheitszentrum Schwerin AöR“ beschlossen. Die Landeshauptstadt Schwerin beabsichtigt damit, die medizinische Versorgung für die Schweriner Bürgerinnen und Bürger zu verbessern.
Ärzte im ambulanten Bereich sind für den Großteil der Bevölkerung die ersten Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen.
Eine Vielzahl von Faktoren – nicht zuletzt auch die demographische Entwicklung – wird in den nächsten Jahren zu einem wachsenden Bedarf an ärztlicher Dienstleistung führen. Die Nachfrage nach ambulanten Leistungen wird bis zum Jahre 2030 deutlich hinter dem Angebot ambulanter ärztlicher Leistung zurückfallen. Hierfür ist nicht allein die demographische Entwicklung verantwortlich, sondern auch die bei jungen Ärzten/Ärztinnen im Vordergrund stehende Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf (Work-Life-Balance). Zunehmend werden von den jungen Ärzten Anstellungsverhältnisse mit geregelten Arbeits- und Urlaubszeiten in Wohnortnähe, statt der Gang in die Selbstständigkeit als niedergelassener Arzt gesucht.

Bezogen auf das gesamte Stadtgebiet Schwerin besteht gegenwärtig noch keine Unterversorgung. Innerhalb des Stadtgebietes besteht allerdings eine Konzentration von Kinderärzten und Allgemeinmedizinern auf das Zentrum und die angrenzenden Stadtteile, während die südlichen Stadtteile Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz bereits heute deutlich unterversorgt sind. Dabei sind dies die Stadtteile mit der höchsten Einwohnerdichte. Nahezu ein Drittel aller Schweriner Kinder leben in den südlichen Stadtteilen Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz. Die kleinsten Einwohner von Schwerin müssen mit Ihren Eltern schon heute lange Anfahrten bzw. Wartezeiten auf sich nehmen, um ärztliche Versorgung zu erhalten. Eine ausreichende (innerstädtische) Versorgung der südlichen Stadtteile ist bereits heute nicht mehr gegeben.

Die Stadtteile Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz haben den höchsten Anteil von Personen mit Migrationshintergrund und  die damit einhergehenden sprachlichen, sozialen und traumatisch bedingten medizinischen Probleme.

Die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums könnte ein Lösungsansatz für die vorstehenden Probleme sein.

Jungen Ärzten könnte eine angestellte Tätigkeit im MVZ als Allgemeinmediziner oder Pädiater, ohne die Risiken der Selbstständigkeit und ohne zeitraubende administrative Arbeiten sowie die Zusammenarbeit mit weiteren Ärzten angeboten werden.

Der Betrieb eines kommunalen MVZ in den südlichen Schweriner Stadtteilen wird mittelfristig keinen Beitrag für den kommunalen Haushalt leisten können. Im Interesse einer vorausschauenden Daseinsversorgung bietet ein kommunales MVZ in den südlichen Schweriner Stadtteilen aber einen Lösungsansatz für die voranschreitende Unterversorgung in diesem Bereich.

Die formale Gründung und die Aufnahme des Betriebes erfolgt, sobald die Landeshauptstadt Schwerin Zulassungen und entsprechende Ärzte für das Unternehmen gewonnen hat. Die kommunalrechtlichen Voraussetzungen sind mit dem Beschluss der Stadtvertretung bereits erfüllt.